Die Zauberflöte - Festival am Semmering

 

Eben hier spielt man Mozarts “Zauberflöte” in der Regie von Nina Sengstschmid. Hier ist nicht der Platz für ein großes, opulentes Bühnenbild, das die Dimensionen sprengt. Umgesetzt wurde die Idee dennoch streckenweise hübsch von Doroteya Petrova. Die eigentlich riesige Schlange, die Tamino gleich zu Beginn verfolgt, entpuppt sich als liebes, kleines “Dracherl”, das im Schattenspiel (hinter einer über der Bühne hängenden Stoffwand) sein Unwesen treibt. Sergio Tallo Torres als Tamino kann beides im Mittelmaß: Spielen und Singen. Er zeigt zwar Interesse an Pamina, kann den Funken aber nicht so wirklich überspringen lassen. Die Pamina von Anna-Sophie Kostal (stets barfuß) ist bemüht und kraftvoll. Besonders mit dem ihr anvertrauten Dolch geht sie vorsichtig um, aber dann auch wieder unwirsch. Daher zeigt sie Emotionalität im Spiel. Marco Ascani als Papageno hat einen rasanten Auftritt, interessanterweise spricht er mit leicht französischem Akzent. Manche Töne verirren sich bei ihm noch. Schauspielerisch ist da ebenfalls noch Potential vorhanden. Bei der Premiere gibt es ein kleines Malheur: Papagenos Glockenspiel fällt schon von selbst von der Ballustrade, während Taminos Zauberflöte brav von ihm abgeseilt wird. Die Sänger nahmen es mit Humor. Papagena (Annina Künzi) findet erst nach einer langen Durststrecke zu ihrem Auftritt. Der fällt umso fröhlicher aus. Echte Bühnenküsse sind in der Produktion keine Seltenheit. Die drei Damen (Cathrin Chytil, Katrin Kriegl und Celia Sotomayor) spielen brav und aufgeregt. Stimmlich sind allerdings Unterschiede auszumachen. Obwohl hier viel Potential vorhanden wäre, wird es leider nicht gänzlich ausgeschöpft. Chytil als Kritik Zauberflöte in „Klingers Kulturpavillon“ - Musik und das ganze Theater für Alle erste Dame wirkt hier sehr dominant. Die anderen beiden Damen kommen ihr nicht hinterher. Einen wuchtigen Auftritt liefert Dominik Söns als Monostatos. Richtig böse und zähnefletschend, scheint dem jungen Sänger die Rolle sehr zu gefallen. Max Sahliger betört mit seinem Bass. Als Sarastro spielt er einiges an Können aus, wirkt oftmals väterlich und statisch. Eine tragende Rolle verkörpert auf jeden Fall Miki Sasakawa. Sie ist die Königin der Nacht und bringt ihre Koloraturen zu einer beachtlichen Leichtigkeit. Eine gestrenge Mutter.

Das Kammerorchester von Oh!pera ist sehr mutig und bringt sich oftmals in die Inszenierung ein. Unter der musikalischen Leitung von Vicinius Kattah spielen die Streicher einen recht reschen Mozart. Sehr reduziert hört sich das an, wenn man die große Orchesterbesetzung gewöhnt ist. Sehr bemüht sind die Musiker allemal. Die Darsteller und Darstellerinnen sind recht oft zwischen den Reihen unterwegs, was für mehr Schwung sorgen soll. Wenn aber die Bühne für fast eine Minute leerbleibt, ist die Aufmerksamkeit klarerweise nicht mehr in so großem Maß vorhanden.

Es ist eine erstaunlich lange Kammeroper, die hier auf die Bühne gebracht wurde. Gute junge Stimmen gemischt mit einem geometrischen Jugendstil im Hause verleiten zu einem Besuch am Semmering.

Gespielt wird Mozarts “Flöten”-Klassiker als Kammeroper noch bis zum 30. August im alten Kurhaus am Semmering. - MK-

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